KPA Messeblog - Kreislaufwirtschaft und Altautoverordnung

Kreislaufwirtschaft und EU-Altautoverordnung: Da fehlt etwas

Auf dem Weg in die Kreislaufwirtschaft sind viele Kunststoffverarbeiter, die in die Automobilindustrie liefern, schon gut vorangekommen. Es gibt zahlreiche (auch serienfähige) Bauteile, die mit Anteilen von oder komplett aus Produktionsrückständen (Post-Industrial-Material; PIR) oder aus Post-Consumer-Rezyklat (PCR) gefertigt werden. Darunter sind auch anspruchsvolle und sicherheitsrelevante Komponenten wie Distanzhalter von Fahrzeugbatterien (Crashblocks) und Halterungen von Steuergeräten.

Damit bereiten sich die Kunststoffverarbeiter auf die EU-Altautoverordnung (ELV) vor, die – mit Zieldatum 2030 – für jedes aus Kunststoff gefertigte Bauteil einen Anteil von 25% Post-Consumer-Rezyklaten (PCR) vorschreibt.

So kann es weitergehen? Nicht ganz. Es droht Materialknappheit. Nach einer Analyse der Managementberatung Porsche Consulting fehlen große Mengen an PCR-Kunststoffen, wenn der gesamte Markt die ELV-Anforderungen umsetzt. Klaus Kirr, Associate Partner von Porsche Consulting und Experte für Kreislaufwirtschaft: „Die für 2030 prognostizierte Nachfrage kann mit dem derzeitigen PCR-Produktionsniveau nicht gedeckt werden.“

Bei dieser Prognose wurde berücksichtigt, dass auch in anderen Bereichen (Verpackung, Textilien) Regelungen zum Mindest-Rezyklatanteil (PPWR, Textilverordnung) bestehen, die in den nächsten Jahren umzusetzen sind. Der Bedarf steigt also erheblich. In Zahlen: 2030 wird – Stand heute – die Versorgungslücke in Europa bei 7,5 Millionen Tonnen liegen – bei einer Produktionsmenge in gleicher Größenordnung.

Dass die Recycling-Industrie diese Lücke bis 2030 schließt, ist eher unwahrscheinlich. Klaus Kirr: „Ohne konkrete Abnahmezusagen gibt es für die PCR-Anbieter keine Sicherheiten, in neue Technologien und erhöhte Kapazitäten zu investieren.“ Die Konsequenz ist absehbar: Wenn nur die Hälfte der benötigten Menge zur Verfügung steht, wird der Preis für Rezyklatware erheblich steigen.

Aus Sicht von Porsche Consulting haben die Kunststoffverarbeiter drei Optionen, dieses Thema proaktiv zu managen: „Die Zulieferer sollten sich durch strategische Partnerschaften mit Verwertungsunternehmen frühzeitig die benötigten Sekundärrohstoffe sichern. Sie könnten auch gemeinsam mit ihren Kunden die Qualitätsanforderungen neu bewerten und gegebenenfalls anpassen.“

Während sich diese Maßnahmen kurz- und mittelfristig umsetzen lassen, ist die dritte Option weiter in die Zukunft gerichtet: „Wenn die Kunststoffverarbeiter nach dem Grundsatz ´Design for Recycling` aktiv in das Redesign der Produkte investieren und neue, schlagkräftige Mess- und Steuerungsindikatoren im Produktentstehungsprozess einführen, wird sich das am Ende des Lebenszyklus auszahlen. Auch für diese Maßnahme sind die Unternehmen aber auf Partnerschaften und ein funktionierendes Ökosystem angewiesen.“

Knappheit von Kunststoffrezyklaten: Lösungen und Partner auf der KPA entdecken

Für die Zulieferer von Kunststoffprodukten bedeutet das: Sie sollten Wege finden, dem höchstwahrscheinlich bevorstehenden Mangel an Sekundärrohstoffen vorzubeugen – und Partner vor allem für die langfristige Beschaffung finden. Eine gute Gelegenheit dazu bietet die KPA. Unter dem Ausstellern sind Anbieter von (PIR- und PCR-)Rezyklaten. Das Vortragsprogramm bietet ebenfalls Informationen aus erster Hand zum Thema „Umsetzung der EU Altfahrzeugverordnung“ und berücksichtigt dabei auch die begrenzte  Verfügbarkeit von Kunststoffrezyklaten.

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